Sonntag, 9. Dezember 2007
Der Südpol ist härter als der Everest
Heute in der Sonntagsausgabe der Aargauer Zeitung gefunden (gekürzte Version)

Solche Nachrichten finde ich immer wieder bewundernswert!



Die Schweizerin Evelyne Binsack hat sich von der Haustüre aufgemacht, per Fahrrad den Südpol zu erreichen. Das Weitere folgt im Interview:

Hallo Frau Binsack, wo stecken Sie gerade?

Evelyne Binsack: In meinem Zelt, kurz vor dem 85. Breitengrad. Es ist acht Uhr morgens, und ich beisse auf den Haferflocken herum.

Gleich anschliessend müssen Sie bei minus 20 Grad Celsius aus dem Zelt kriechen. Wie fühlt sich das an?

Es ist der schwierigste Teil des ganzen Tages. In diesem Moment weiss ich: Ich muss raus in die Kälte, viele Kilometer liegen vor mir. Am liebsten würde ich dann im Zelt bleiben. Aber das geht ja nicht.

Wie weit ist es noch bis zum Pol?

Es fehlen nur noch 565 Kilometer. Wir haben schon die halbe Wegstrecke hinter uns.

Wann sind Sie am Ziel?

Wenn alles weiter so gut läuft, sind wir an Weihnachten dort. Das ist schneller als gedacht. Ursprünglich wollten wir den Südpol Mitte Januar erreichen.

Welches ist Ihr grösster Feind?

Die Kälte allein macht mir nicht viel aus. Das Schlimmste ist der Wind, der an allem nagt. Man kann ihm nicht ausweichen, sondern nur versuchen, sich vor ihm zu schützen.

Wie fühlen Sie sich in dieser lebensfeindlichen Umgebung?

Die Kälte und der Wind nagen an der Psyche. Manchmal zähle ich die Minuten und die Sekunden bis zur nächsten Rast. Oft sind die letzten zwei Stunden vor der Ankunft am Tagesziel so ausgedehnt, dass mir fast die Tränen kommen. In solchen Momenten bete ich den Rosenkranz.

Wie geht es Ihnen gesundheitlich?

Ich habe überall Schmerzen und fühle ein wahnsinniges Reissen am Körper, vor allem an den Füssen und am Rücken. Ich habe eine grosse Frostbeule an der Backe und muss wahnsinnig aufpassen, dass sie nicht schlimmer wird. Das macht natürlich nicht besonders Freude.

Welche Schwierigkeiten begegnen Ihnen sonst noch?

Seit vier Wochen konnten wir die Wäsche nicht wechseln und uns nicht waschen. Wir stinken alle erbärmlich. Zum Glück merkts hier draussen keiner…



Das Interview wurde am Donnerstag geführt. Bis Redaktionsschluss fehlten Evelyne Binsack noch 500 Kilometer bis zum Südpol. Weitere Infos: www.binsack.ch

VON PETER BURKHARDT
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